Mobiler Roboter optimiert internen Transportprozess bei SCHUNK

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SCHUNK ist globaler Technologiepionier in der Spanntechnik, Greiftechnik und Automatisierungstechnik. Rund 3.700 Mitarbeitende in zehn Werken und 34 eigenen Ländergesellschaften sowie Vertriebspartner in über 75 Ländern sichern eine intensive Marktpräsenz. Am Standort Brackenheim-Hausen in Deutschland produziert das Unternehmen Greifer und Automatisierungskomponenten. Um die Produktionsversorgung von manuell auf automatisiert umzustellen, hat sich SCHUNK für die Implementierung eines Open Shuttles entschieden. Der autonome mobiler Roboter (AMR) sorgt für effiziente Prozesse und spielt Mitarbeiter:innen für wertschöpfende Tätigkeiten frei.

Wir sprachen mit Pascal Weiland, Leiter Montage & Logistik Gripping Technology & Automation Technology bei SCHUNK, über die Gründe für die Automatisierung, die Wahl des Open Shuttles und über die neue Lösung.

Ein Mann im Alter von 40 Jahren mit Brille und rotblonden Haaren in einer Lagerhalle von Schunk.
Pascal Weiland, Leiter Montage & Logistik Gripping Technology & Automation Technology bei SCHUNK

SCHUNK setzt auf autonome mobile Roboter zur Prozessoptimierung

Warum hat sich SCHUNK für den Einsatz von autonomen mobilen Robotern am Standort Brackenheim-Hausen entschieden?

Weiland: Es gab bereits erste Erfahrungen mit einem fahrerlosen Transportsystem, die wenig erfolgreich waren. Wir haben das Thema neu aufgesetzt, weil wir von der Technologie überzeugt sind. Mit KNAPP haben wir nicht nur den richtigen Partner, sondern auch das richtige Produkt gefunden, um erfolgreiche Erfahrungen zu sammeln. Aus folgenden Gründen haben wir uns für den Einsatz von AMR entschieden:

Optimierte Geschwindigkeit
Weiland: Wir wollten einen schnellen Transport bzw. eine schnelle Verknüpfung zwischen Logistik und Montage gewährleisten und einen kontinuierlichen Materialfluss schaffen.
Höhere Effizienz
Weiland: Natürlich könnten auch Mitarbeiter:innen die Transportaufträge erledigen, dies wäre aber sehr ineffizient und wenig attraktiv. Somit ist der Einsatz von AMR auch eine Möglichkeit den Materialfluss zu erhöhen, ohne dafür menschliche Ressourcen abziehen oder aufbauen zu müssen.
Reduktion der Durchlaufzeiten
Weiland: Durch kürzere Durchlaufzeiten in der Produktion stellen wir eine schnelle Auslieferung an den Kunden sicher. Die Automatisierung des innerbetrieblichen Transports mit AMR unterstützt uns in diesem Ziel.
Personalthema
Weiland: Langfristig wird es immer schwieriger werden, Fachkräfte zu finden, auch wenn wir derzeit in der Logistik noch wenig Probleme haben. Ein frühzeitiger Einstieg in die Automatisierung des Materialtransports erleichtert es uns, mit der Entwicklung Schritt zu halten und die entsprechenden Vorteile zu nutzen.
Ein Bild eines Doppelgreifers zur Maschinenbeladung von Schunk.
SCHUNK produziert am Standort Brackenheim-Hausen Greifer und Automatisierungskomponenten. Für den Transport der einzelnen Greiferkomponenten setzt das Unternehmen auf das Open Shuttle.

KNAPP als Partner mit langjähriger AMR-Erfahrung

Warum hat sich SCHUNK für das Open Shuttle von KNAPP entschieden?

  • Behältertransport mit integriertem Hub

Weiland: Wir von SCHUNK haben uns mit dem System seit 2016 beschäftigt. Bereits damals war KNAPP unser Favorit, weil das System unseren Transportanforderungen am besten entsprochen hat. Insbesondere ging es um den Transport von Behältern in der Größe 300 x 400 mm, die KNAPP als Standardlösung anbietet. Bis zur endgültigen Entscheidung für ein AMR-System hatte KNAPP auch die Höhenverstellung, also den integrierten Hub, umgesetzt. Dieser stand von Beginn an auf unserer Wunschliste. So hat das Open Shuttle noch besser unseren Ansprüchen entsprochen.

  • Partner mit langjähriger Erfahrung

Weiland: Auch die langjährige Erfahrung hat für uns eine entscheidende Rolle gespielt. Wir wollten eine Lösung, die technisch ausgereift ist. Hier hatten wir bei KNAPP großes Vertrauen.

  • Selbständige Änderungen möglich

Weiland: Es ist uns wichtig, selbstständig Änderungen und Anpassungen vornehmen zu können. Das war ein entscheidender Punkt, denn wir von SCHUNK sind ein sehr flexibles, agiles Unternehmen, in dem sich Prozesse durchaus ändern können. Deshalb kam für uns keine Lösung in Frage, bei der wir auf externe Unterstützung angewiesen sind. Unser Anspruch war es, dass unser Personal auf die AMR-Lösung geschult ist und wir die Möglichkeit und die Berechtigung haben, kleine Änderungen wie z.B. Lokalitätsveränderungen von Übergabestellen selbst vornehmen zu können. Und das ermöglicht KNAPP seinen Kunden. In diesem Zusammenhang haben wir den Aufbau und den Inbetriebnahmeprozess begleitet, waren darin eingebunden und sind so bereits geschult worden.

Ein autonomer mobiler Roboter mit grauem Behälter fährt neben einem manuellen Lager.
Das Open Shuttle navigiert autonom durch die Lagerhallen von SCHUNK. Änderungen der Prozesse und Routen kann das Unternehmen selbstständig vornehmen. ©SCHUNK SE & Co. KG

Mobiler Roboter: Interne Transportprozesse bei SCHUNK

Alle Fakten auf einen Blick:

Branche & Business
Maschinenbau, Hersteller von Spanntechnik, Greiftechnik und Automatisierungstechnik
Ort
Brackenheim-Hausen, Deutschland
Anwendung
Materialtransport zur Produktionsversorgung
AMR
1 Open Shuttle 50
Ladungsträger
Behälter 300 x 400 mm
Transport von 2 Behältern à 25kg
Wegstrecke
~ 150 m
Besonderheiten
9 maßgeschneiderte Durchlaufregale (Flowracks) mit Stellplatzsensorik zur Aufnahme und Abgabe der Behälter
3 iO-Module zur Steuerung von 5 Schnelllauftoren und 4 Brandschutztoren
Aufträge/Tag
250
Realisierung
2023

Welche Transportprozesse werden mit dem Open Shuttle abgewickelt?

Weiland: Wir sind am Standort Brackenheim-Hausen für die Produktion von Greifern und Automatisierungskomponenten zuständig. Das Open Shuttle übernimmt im innerbetrieblichen Transport folgende Prozesse:

  1. Transport der Einzelkomponenten von der Logistik an die Montagelinien, wo sie zu fertigen Schwenk- bzw. Greifeinheiten montiert werden und
  2. Abtransport der fertigen Einheiten zurück ins Lager

Das Open Shuttle transportiert die Einzelkomponenten der Greifer einschließlich der Auftragspapiere zu den einzelnen Montageteams. An den Montagelinien werden die Teile zusammengebaut, einer Qualitätskontrolle unterzogen und schließlich in fertige Produktkartons verpackt. Sowohl die an den Montagelinien benötigten Einzelkomponenten als auch die fertig verpackten Endprodukte werden vom Open Shuttle in Behältern zum Versandlager transportiert, wo sie bis zum nächsten Montageschritt bzw. bis zur Auslieferung zwischengelagert werden.

Maßgeschneiderte, intelligente Automatisierungslösung

Welche Besonderheiten hat die neue Automatisierungslösung?

Durchlaufregale mit Stellplatzsensorik

Weiland: Die Übergabe der Behälter an die Montagelinien sowie an das Kleinteilelager erfolgt über Durchlaufregale mit Rollenbahnen, die mit einer Stellplatzsensorik ausgestattet sind. Sobald der Behälter auf eine Lichtschranke stößt, wird ein Auftrag ausgelöst und das Open Shuttle holt den Behälter zum Transport ab. Wir haben uns für diese Lösung entschieden, da sie technisch einfach ist, auf Gewichtskraft basiert und mit wenig Elektronik auskommt. Die Sensorik überwacht die Stellplätze an Quelle und Ziel und meldet den Bedarf zur Abholung, bzw. wenn Platz für eine Anlieferung ist, an das System. Dadurch werden Transportaufträge automatisch generiert und Leerläufe vermieden. Bei der Implementierung weiterer Montagelinien bauen wir die Durchlaufregale selbst und beziehen die Auslösemechanismen, Orientierungsdreiecke, Sensorik und iO-Module als Bausatz von KNAPP.

Ein mobiler Roboter steht bei einem Durchlaufregal mit zwei Behältern in einer Produktionshalle.
Das Open Shuttle ist in der Lage, Behälter auf Durchlaufregale (Flowracks) abzugeben. Im Fall von SCHUNK sind diese maßgeschneidert und mit einer Stellplatzsensorik zur Aufnahme und Abgabe von Behältern ausgestattet. ©SCHUNK SE & Co. KG

„Da wir die Durchlaufregale selbst bauen können, sind wir in der Einbindung weiterer Montagelinien schneller und flexibler. Wir können Gestelle verändern und erweitern, je nachdem, wie wir sie brauchen.“

Pascal Weiland
Leitung Montage & Logistik Gripping Technology & Automation Technology bei SCHUNK
Automatische Steuerung von Schnelllauftoren

Weiland: Auf der Wegstrecke zwischen den einzelnen Montagelinien und dem Kleinteilelager befinden sich fünf Schnelllauftore, die über ein Modul mit dem Open Shuttle in Verbindung stehen.  Wenn der autonome mobile Roboter zum Tor fährt, öffnet es sich automatisch. Ebenso befinden sich an diesen Durchfahrten auch Brandschutztore, die im Bedarfsfall zufahren. In diesem Bereich darf das Fahrzeug aus brandschutztechnischen Gründen nicht halten. KNAPP hat uns hier sehr souverän geholfen, da sie bereits Erfahrung mit diesen Themen und Lösungen umgesetzt hatten. Mit dem sogenannten iO-Modul fragt der AMR ab, ob ein Brandfall vorliegt oder nicht, und verhindert so auch ein Einfahren in den Korridor vor dem Brandschutztor. Es funktioniert sehr zuverlässig und ohne Schwierigkeiten.

Oscar: ein autonomer mobiler Roboter als neuer Kollege

Wie zufrieden sind Sie mit der Lösung, den innerbetrieblichen Transport mit dem Open Shuttle abzuwickeln?

Weiland: Wir sind sehr zufrieden mit Oscar, so nennen wir das Open Shuttle. Vielleicht kurz zur Herkunft des Namens: die ersten zwei Buchstaben „OS“ sind die Anfangsbuchstaben des Open Shuttles, und CAR für Open Shuttle Car. Daher OSCAR. Wenn wir bei uns im Haus vom Open Shuttle sprechen, dann immer vom Oscar. Wir kommen sehr gut klar mit unserem Oscar, er ist technologisch zuverlässig und funktioniert. Natürlich war am Anfang eine gewisse Skepsis seitens des Personals vorhanden. Das hätte ich so gar nicht erwartet, da wir selbst in der Automatisierung tätig sind und effizienzsteigernde Maßnahmen bisher kein Thema waren. Das hat sich aber sehr schnell gelegt und das Personal hat den Nutzen des Open Shuttles erkannt. Darüber hinaus kam bei der Akzeptanz auch noch das freundliche Erscheinungsbild mit den blinkenden Lämpchen z.B. beim Abbiegen hinzu. Oscar wirkt freundlich und ist kein beängstigendes Konstrukt.

Zusammenarbeit auf Augenhöhe

Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit KNAPP beschreiben?

Weiland: Die Zusammenarbeit ist professionell und vertrauensvoll. Falls es Probleme gibt, kann man bei KNAPP immer nachfragen und man findet gemeinsam eine Lösung. Wir fühlen uns sehr gut betreut, auch serviceseitig.

Ein Mann mit rotblonden Haaren und Brille steht neben einem mobilen Roboter von KNAPP mit Behälter.

„Unser mobiler Roboter, den wir intern ‚Oscar‘ nennen, erledigt zuverlässig seine Aufgaben. Mit KNAPP erleben wir eine professionelle, partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Wir fühlen uns hervorragend betreut.“

Pascal Weiland
Leitung Montage & Logistik Gripping Technology & Automation Technology bei SCHUNK

Sind weitere Automatisierungsschritte für die Zukunft geplant?

Weiland: Wir haben am Standort Brackenheim-Hausen mit einem Open-Shuttle-Projekt gestartet und wollen langfristig an weiteren Standorten Vorteile aus dem Einsatz der AMR generieren. Oscar war unser Startprojekt, da wir am Anfang nicht einschätzen konnten, wie ausgelastet er sein würde. Wir waren nicht sicher, wie schnell er fahren kann und wie er sich auf den Werksverkehr auswirkt. Wir sind mit dem Leistungsdurchsatz jetzt sehr zufrieden. Oscar soll auf Dauer nicht alleine bleiben und weibliche Verstärkung bekommen. Das ist aber erst für Jahresende bzw. Anfang kommenden Jahres geplant. Namen haben wir noch keinen, aber ich bin offen für Vorschläge.

Sie wollen mehr über unseren autonomen mobilen Roboter Open Shuttle erfahren? Wir informieren Sie gerne!