Smart Data – das Instrument der Zukunft

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Das Thema Digitalisierung gilt als große Herausforderung für Unternehmen und für die Gesellschaft. Doch wie soll man ihr begegnen? Diese und viele weitere Fragen stellten sich die drei Vorstände der KNAPP AG in einem Round Table mit Digitalisierungsexperte Viktor Mayer-Schönberger vom Oxford Internet Institute.

Warum ist die Digitalisierung eine so mächtige Entwicklung und was bedeutet sie für uns Menschen und für Unternehmen?

Viktor Mayer-Schönberger: Die entscheidende Dimension der Digitalisierung ist für mich nicht, das zu digitalisieren bzw. schneller und effizienter zu machen, was wir schon heute tun. Stattdessen sollten wir Digitalisierung als Chance sehen, vorhandene Prozesse zu überdenken und anders zu machen als bisher. Digitalisierung wird oft als etwas Technisches gesehen.

Christian-Grabner-und-Victor-Mayer-Schönberger
Christian Grabner, CFO KNAPP AG im Interview mit Victor Mayer-Schönberger, Digitalisierungsexperte vom Oxford Internet Institute

Aus meiner Sicht jedoch steht das Thema Daten im Vordergrund und deren Rolle als Wertschöpfungsgenerator.

Was bedeutet die Digitalisierung für die Intralogistik? Welche Schritte müssen wir gehen, um nicht nur Schritt zu halten, sondern vorneweg zu gehen?

Gerald Hofer: Weil wir davon überzeugt sind, dass der Mensch das beste Werkzeug ist, haben wir den Begriff des smart workers definiert. Der Mensch kann am besten greifen, er kann improvisieren, der Mensch lernt bzw. verfügt über viele Sinne. Wir glauben, dass wir durch die Digitalisierung den Menschen in Form von augmented reality besser erreichen können, sodass er effizienter arbeiten kann und sich wohler fühlen kann, weil er sofortiges Feedback bekommt. Indem wir aus Daten Information machen und genau zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Qualität zur Verfügung stellen, ermöglichen wir ihm lebenslanges Lernen.

Der zweite Aspekt ist das digitalisierte Produkt. Wir distribuieren heute nicht nur Kleidungsstücke oder Medikamente, sondern das Kleidungsstück mit einer eindeutigen Identifikation oder das Medikament mit einer eindeutigen Seriennummer. Jedes Produkt hat so ein Bündel an Information, die permanent mit diesem Produkt verbunden ist und das Produkt durch den Fertigungs- und Distributionsprozess begleitet – sozusagen eine digitale Signatur mit vielen Eigenschaften.

Gerald Hofer, CEO KNAPP AG
Gerald Hofer, CEO KNAPP AG

Die Verknüpfung der Information auf vielen Wertschöpfungsstufen ist ein wesentlicher Teil unserer Strategie.

Sie bezeichnen Big Data als eine neue Sicht auf die Welt. Warum sehen Sie das so und passiert das zu unserem Nutzen oder eher zu unserem Schaden?

Mayer-Schönberger: Es beginnt damit, wie wir Menschen die Welt verstehen und Innovationen treiben. Bisher haben wir uns eine Frage gestellt, dann haben wir Daten gesammelt, um die Frage zu beantworten und nach der Beantwortung der Frage haben wir die Daten weggeworfen. Damit das funktioniert müssen wir aber die richtigen Fragen stellen. Das ändert sich bei Big Data: Mit dem Datenreichtum, der uns heute zur Verfügung steht, können wir Muster erkennen und daraus schließen, welche Fragen wir stellen sollten, also welche Fragen für uns relevant sein sollten.

Stellen wir schon die richtigen Fragen?

Franz Mathi: Ich meine, dass wir mit unseren Möglichkeiten der Aufzeichnung von Daten heute noch gar nicht sehen was alles möglich ist. Was wir allerdings wissen und das sehen wir auch bei Logistiksystemen – sie müssen flexibler werden. Flexibilität heißt, wir benötigen Kommunikation und Interaktion. Menschen kommunizieren heute über soziale Medien, deren Basistechnologie das Internet ist. In Zukunft werden sich auch Objekte diese Technologie zunutze machen, die sogenannten cyberphysischen Systeme, kleinen Einheiten die untereinander kommunizieren.

Franz Mathi, COO KNAPP AG
Franz Mathi, COO KNAPP AG

Data Mining ist hier das Schlagwort, wobei es aber nicht darum geht, Daten zu besitzen, sondern viel mehr zu wissen, was man daraus machen und wie man sie interpretieren kann.

Sie vertreten die Meinung, dass Innovationen in Zukunft von Daten generiert werden und weniger von Menschen. Welche Auswirkungen hat das auf die Unternehmen?

Mayer-Schönberger: Bisher haben Produktivitätssteigerungen die Großen größer werden lassen und Innovation neuen Unternehmen und Ideen Chancen am Markt eröffnet. Zusammen haben sie am Markt Stabilität gebracht. Weil in Zukunft aber Innovation nicht mehr von Ideen getrieben sein wird, sondern von Daten befeuert werden wird, verändert sich das. In dem Moment wo wir Daten getriebene Innovationskraft haben, Deep Machine Learning, verändert sich das. Wenn Innovation von Daten kommt, dann haben diejenigen, die viele Daten haben, einen Innovationsvorteil.

Hofer: Für KNAPP heißt das, nicht nur Services zur Verfügung zu stellen und die Systeme smarter zu machen, sondern als entwicklungsgetriebenes Unternehmen werden wir dieses Wissen in Form von Daten verwenden, um auch weiterhin Innovationstreiber zu sein.

Grabner: Dabei ist es für uns ganz wichtig, dass wir uns nicht mit den falschen Fragen aufhalten. Dass wir nicht Daten analysieren, die nichts bringen. Wir müssen bei allem was wir an Anforderungen an unsere Daten stellen, die Frage stellen, wie können unsere Kunden davon profitieren.

Wenn Unternehmen Daten sammeln und für ihr Geschäft nutzen, brauchen wir dann auch neue Spielregeln?

Mayer-Schönberger: Ja, auch wenn viele Daten gar nicht personenbezogen sind. Denn weil Daten so werthaltig sind, braucht es Regeln, wer sie wann nutzen kann – und zwar über die ganze Wertschöpfungskette.

KNAPP denkt daran, einen Personal Assistant für Logistikleiter und Mitarbeiter im Lager zur Verfügung zu stellen. Wie können unsere Kunden davon profitieren?

Hofer: Ein Personal Assistant macht das Leben bequemer. Er macht nichts anderes als die richtige Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu den richtigen Kosten zur Verfügung zu stellen. Genau das sollte ein Logistiker machen. Das ist aber noch nicht alles – Datenaustausch ist eine umfassende Thematik, wo wir unsere Kunden in vielen Belangen unterstützen können.

Mayer-Schönberger: Sie sind im Vorteil, weil Sie die Daten haben. Nehmen Sie Ihren Kunden das Risiko und lösen Sie sein Problem. Nehmen Sie andere Bedürfnisse wahr.

Mathi: Am Ende aller Tage geht es darum, Grenzen zu verschieben. Wir dürfen nicht mehr von fixen Rahmenbedingungen ausgehen, sondern wir müssen wissen, wie sich die Rahmenbedingungen verändern werden.

Mayer-Schönberger: Natürlich geht es dabei auch um die Absicherung der Wertschöpfung. Das ist alles sehr spannend. In Mitteleuropa sind wir zwar voraus beim Denken, im Gefühl, in der Einschätzung und in der Intelligenz, wir müssen aber auch in die richtige Richtung denken und danach handeln.

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Margit Wögerer
Communications
Healthcare Solutions
Margit betreut in unserem Blog die Themenvielfalt rund um den Bereich Healthcare. Mit ihren Geschichten und Interviews gibt sie spannende Einblicke in die Welt der intelligenten Logistik-Lösungen für das Gesundheitswesen von Produktion über Distribution bis hin zum Patienten.

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Zusätzliche Informationen

Viktor Mayer-Schönberger

Ist am Oxford Internet Institute tätig. Er berät unter anderem Unternehmen, internationale Organisationen und Regierungen, zum Beispiel die deutsche Bundesregierung im Rahmen des Digitalrats. Derzeit beschäftigt er sich mit den gesellschaftlichen Folgen der Nutzung von Big Data.

Bücher: „Das Digital: Das neue Kapital – Markt, Wertschöpfung und Gerechtigkeit im Datenkapitalismus“; „Big Data: A Revolution That Will Transform How We Live, Work, and Think”