Neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR) 2025: Vorgaben und Umsetzung

Veröffentlicht am in Logistik der Zukunft, Nachhaltigkeit, Trends

Die neue EU-Verpackungsverordnung hat weitreichende Auswirkungen auf die Logistik von Unternehmen – von der Beschaffung und Lagerhaltung über den Transport bis hin zur Retourenabwicklung. Logistikunternehmen, Produzenten und Händler stehen vor der Herausforderung, ihre Verpackungsprozesse anzupassen, um den neuen Vorgaben gerecht zu werden. Doch was bedeutet die Verordnung konkret für die Logistik? Informieren Sie sich jetzt!

Die wichtigsten Vorgaben der PPWR für die Logistik

Die Europäische Union hat mit der neuen Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) eine wegweisende Verordnung beschlossen, die das Verpackungsmanagement in Unternehmen grundlegend verändert. Ziel ist es, Verpackungsmüll entlang der gesamten Value Chain drastisch zu reduzieren, die Recyclingfähigkeit zu verbessern sowie nachhaltige Verpackungslösungen zu fördern. Dafür setzt die Verordnung klare Regeln:

Verbot übermäßiger Verpackungen
Die PPWR gibt vor, dass Verpackungen nicht größer oder schwerer sein dürfen, als es für den Schutz und die Funktion des Produkts erforderlich ist. Der Leerraumanteil darf ab 2030 maximal 50 % betragen. Diese Regelung bezieht sich sowohl auf B2B- als auch auf B2C-Versand sowie den Füllgrad in Transportfahrzeugen.
Mehrwegverpflichtung
Laut der neuen EU-Verpackungsverordnung müssen Unternehmen bis 2030 mindestens 40 % ihrer Verkaufs- und Umverpackungen wiederverwendbar gestalten, bis 2040 steigt diese Quote auf 70 %. Kartons sind davon ausgenommen.
Mindestanteil recycelter Materialien
Die PPWR legt fest, dass Verpackungen einen Mindestanteil an recyceltem Material enthalten müssen. Kunststoffverpackungen müssen ab 2030 mindestens 30 % Rezyklat enthalten.
Neue Kennzeichnungspflichten
Um der neuen EU-Verpackungsverordnung nachzukommen, müssen Verpackungen eindeutig gekennzeichnet sein, um das Recycling zu erleichtern. Dazu muss ein den Vorgaben entsprechendes Symbol angebracht werden.
Reduktion von Verpackungsmaterial
Unternehmen müssen laut PPWR ihren Verpackungsverbrauch schrittweise senken – um mindestens 5 % bis 2030, 10 % bis 2035 und 15 % bis 2040.
Recyclingfähigkeit
In der neuen EU-Verpackungsverordnung wurde beschlossen, dass ab 2030 70 % des Verpackungsmaterials recyclingfähig sein müssen, ab 2038 steigt dieser Anteil auf 80 %.

Fristen der neuen EU-Verpackungsverordnung PPWR

Nachdem 2024 eine Überprüfung der bestehenden Verpackungsverordnung stattgefunden hat, wurde eine neue Verordnung für Verpackungen und Verpackungsmüll eingeleitet. Die neue EU-Verpackungsverordnung trat folglich am 12. Februar 2025 in Kraft. Ab dem 12. August 2026 werden die meisten Vorschriften der PPWR für alle EU-Mitglieder wirksam. Eine Übergangsphase bis 2040 ist jedoch für diverse Maßnahmen vorgesehen.


Strafen und Sanktionen:
Unternehmen, die gegen die Vorschriften verstoßen, müssen mit empfindlichen Geldbußen rechnen.

Auswirkungen der neuen EU-Verpackungsverordnung

Die neue EU-Verpackungsverordnung hat erhebliche Auswirkungen, insbesondere in der Transport- und Distributionslogistik sowie auf der letzten Meile. Verpackungen spielen hier eine zentrale Rolle. Bisher wurden viele Produkte in überdimensionierten Kartons oder mit unnötigem Füllmaterial verschickt, um Standardgrößen zu nutzen. Dies ist mit der PPWR nicht mehr zulässig.

Auch die Lagerhaltung wird von den neuen Verpackungsstandards beeinflusst. Kleinere und effizientere Verpackungen führen zu einer höheren Packdichte in Regalen und Containern. Dies kann die Lagerkapazitäten verbessern und zu einer effizienteren Nutzung des verfügbaren Raums führen.

Größenreduktion:

Palettenladungen und Versandkartons müssen an das Produkt angepasst werden, um Leerraum, laut der PPWR, zu minimieren und leeres Transportvolumen zu reduzieren. Die Einführung von intelligenten automatisierten Verpackungssystemen kann helfen, die Verpackungsgröße und den Leerraum zu optimieren sowie Material zu sparen.

Platzbedarf:

Da Verpackungsgrößen im Rahmen der Umsetzung der neuen EU-Verpackungsverordnung reduziert werden müssen, können mehr Produkte auf gleichem Raum gelagert werden. Lagerkapazitäten können zukünftig daher effizienter genutzt werden.

Materialeinschränkungen:

Kunststoffverpackungen ohne Mindestanteil an recyceltem Material sind nach Beschluss der Packaging and Packaging Waste Regulation nicht mehr zulässig. Auch das Füllmaterial bei Lieferungen muss diesen Standards entsprechen. Herkömmliche Kunststoff-Polsterungen müssen durch umweltfreundliche Alternativen ersetzt werden.

Mehrweglösungen:

Die Verpackungsverordnung für wiederverwendbare Verpackungen bedeutet für Logistikunternehmen, dass sie vermehrt auf Mehrwegpaletten, -kisten oder -behälter umstellen müssen. Wiederverwendbare Verpackungen sind teurer in der Anschaffung und müssen nach jeder Nutzung gereinigt und geprüft werden.

Effiziente Lagerstrategien:

Die erhöhte Nutzung von Mehrwegverpackungen, die zurückgeführt und wiederverwendet werden müssen, führt zu einer erhöhten Komplexität im Lager. Wichtig wird es sein, das Transportbehältnis schnellstmöglich wieder verfügbar zu machen.

Neue Maschinen:

Verpackungsmaschinen müssen an die neuen Standards, die in der neuen EU-Verpackungsverordnung vorgegeben wurden, angepasst werden, beispielsweise für passgenaue Kartonagen oder Mehrwegverpackungen.

Mehr Transparenz:

Unternehmen müssen Verpackungen künftig eindeutiger kennzeichnen, insbesondere im Hinblick auf Recyclingfähigkeit und die Materialzusammensetzung. Dazu braucht es effiziente Zugänge und die richtigen Partner, um den Aufwand gering zu halten.

Maßnahmen zur Umsetzung der neuen EU-Verpackungsverordnung

Unternehmen sollten ihre bestehenden Lagersysteme sowie neue Lagerkonzepte rechtzeitig auf die neuen Anforderungen ausrichten und gegebenenfalls frühzeitig Anpassungen vornehmen. Mit maßgeschneiderten Gesamtlösungssystemen helfen die richtigen Partner entlang der gesamten Value Chain, die neuen Anforderungen zu erfüllen und gleichzeitig Mehrwert für das Logistiksystem zu erzielen. Folgende Maßnahmen können dabei unterstützen, der neuen EU-Verpackungsverordnung zu entgegnen und der Verordnung konform zu operieren. Besonders im Zusammenspiel mit einer effizienten und softwaregestützten Gesamtlogistiklösung kann das Potential der einzelnen Maßnahmen optimal ausgenutzt werden.

Right-Size-Packaging:

Automatisierte Verpackungssysteme können helfen, die Packaging and Packaging Waste Regulation zu erfüllen, indem Verpackungsgrößen minimiert und somit Platz und Material gespart wird. Diese Systeme erstellen automatisiert maßgeschneiderte Verpackungen für eine spezifische Bestellung, die genau auf die Größe des Inhalts abgestimmt sind. Dadurch kann unnötiger Leerraum und Verpackungsmaterial reduziert werden. Im Zusammenspiel mit einer automatisierten Gesamtlösungslogistik kann der gesamte Prozess vollständig automatisiert erfolgen.

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Unterschiedliche Kartongrößen:

Eine Alternative zum Right-Size-Packaging ist die Auswahl verschiedener Standardkartongrößen. Mithilfe eines datenbasierten Kommissionier-Prozesses können Versandkartons vor der Kommissionierung in der passenden Standardgröße für die jeweilige Bestellung aufgerichtet werden. Dadurch kann auch hier Leerraum reduziert und unnötiger Materialverbrauch eingespart werden, wie es in der EU-Verpackungsverordnung verlangt wird.

Packdichte auf Paletten:

Palettier- und Kommissionierroboter sind eine innovative Lösung für eine vollautomatische und filialfreundliche Zusammenstellung von Paletten. Durch eine optimale Kombination der Verpackungseinheiten wird die Nutzung des verfügbaren Platzes auf Paletten oder Rollbehältern verbessert. Die intelligente Software berechnet bereits bei Auftragsstart das perfekte Packmuster, damit die Gebinde in der korrekten Reihenfolge, kompakt und stabil gestapelt werden. Dadurch wird eine hervorragende Packdichte erreicht und eine maximale Stabilität sichergestellt. Folglich können unter anderem Transportkosten für Unternehmen reduziert werden. Vor allem im Lebensmittelbereich hat diese Art der automatisierten Zusammenstellung von Paletten einen hohen Stellenwert.

Der RUNPICK, Palettier- und Kommissionierroboter im Lebensmittelsektor

Kompostierbare oder recycelbare Verpackungen:

Unternehmen sollten frühzeitig auf nachhaltige Verpackungen umsteigen, um den Anforderungen des PPWR gerecht zu werden. Papierbasierte oder biologisch abbaubare Materialien können Kunststoffverpackungen ersetzen und somit die Umweltbelastung reduzieren. Auch das Füllmaterial innerhalb der Transportgebinde müssen diesen Anforderungen entsprechen. Wellpappe eignet sich beispielsweise optimal als Füllmaterial zur Transportsicherung in Kartons. Sie ist nicht nur leicht und stabil, sondern auch vollständig recycelbar und kompostierbar, was sie zu einer umweltfreundlichen Alternative macht.

Mann der eine Maschine zur Ausgabe von Wellpappe zur Transportsicherung bedient.

Automatisierte Datenerfassung:

Geräte zur automatischen Datenerfassung im Zusammenspiel mit einer zugehörigen Softwarelösung  können wichtige Stammdaten wie Gewicht, Größe oder Stapelfaktoren sowie Artikelhierarchien und weiteres automatisiert erfassen und an das WMS übermitteln. Somit kann der Aufwand der Stammdatenpflege reduziert und im Zusammenhang mit einer automatisierten Gesamtlogistiklösung ein effizientes Handhaben von Artikeln sichergestellt werden. Unternehmen können, dadurch datenbasiert Entscheidungen über den idealen Platz im Lager, den benötigten Versandkarton oder die optimale Reihenfolge im Stapelprozess auf einer Palette automatisiert ableiten. Das hilft der neuen EU-Verpackungsverordnung konform zu operieren und Leerraum zu reduzieren. Zudem können fehlerhafte Daten vermieden und damit eine Effizienzsteigerung im Lager erreicht werden.

Gerät zur automatischen Stammdatenerfassung

Effiziente Retourenlogistik:

Mehrwegbehälter müssen schnell für den Neuversand zur Verfügung stehen. Ziel eines Unternehmens muss es also sein, effiziente Retourenprozesse zu implementieren, um die Kosten für die Anschaffung der Behälter gering zu halten und die Umweltbelastung zu reduzieren. Durchdachte, maßgeschneiderte Lagerlayouts, die den individuellen Business Case eines Unternehmens supporten, sind dabei ein zentraler Dreh- und Angelpunkt.

Die PPWR als Chance für eine nachhaltige Logistik

Die neue Packaging and Packaging Waste Regulation (PPWR) stellt die Logistik von Unternehmen vor neue Herausforderungen, zwingt Unternehmen aber auch, nachhaltiger zu wirtschaften. Effiziente Verpackungslösungen, Mehrwegsysteme und digitale Technologien werden entscheidend sein, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden.

Wer frühzeitig in moderne Logistikprozesse investiert, kann nicht nur gesetzliche Vorgaben erfüllen, sondern auch langfristig Kosten sparen und sich als umweltbewusstes Unternehmen positionieren. Unternehmen, die sich jetzt mit den Vorschriften der neuen EU-Verpackungsverordnung auseinandersetzen, werden in der Zukunft wettbewerbsfähiger sein – denn nachhaltige Logistik ist nicht nur eine Notwendigkeit, sondern ein entscheidender Erfolgsfaktor.